Ist der Toyota GR Yaris so gut wie alle sagen?
Erster Eindruck
Seit den ersten Pressemeldungen zu dem neuen Toyota GR Yaris, ist ein Hype entstanden, der für einen Hot Hatch wohl einmalig ist.
Nach den ersten 2.500km auf der Straße und drei Runden auf der Nordschleife kann ich jedoch bestätigen, dass es sich hierbei definitiv nicht um Fake-News handelt! Dazu muss man jedoch sagen, dass das Auto im normalen Straßenverkehr etwas hinter den - zumindest meinen -Erwartungen zurückbleibt - hauptverantwortlich hierfür ist der doch sehr zurückhaltenden Sound. Es fehlt einfach ein bisschen Emotion. Während einer ambitionierten Fahrt auf der Landstraße, oder eben auf dem Track, ändert sich der Charakter allerdings komplett und der GR zeigt sein volles Potential.
Ich persönlich habe noch kein Auto erlebt, das ein so hohes Maß an Vertrauen vermittelt. Das ist mir vor allem während der ersten Runden auf der Nordschleife aufgefallen.
Nachdem ich während unseres letzten Trackdays in Mettet mit einem GR Fahrer sprechen konnte, der etwas entäuscht wirkte, hatte ich dennoch etwas gemischte Gefühle. Es ging hier definitv nicht um die reine Geschwindikeit, sondern eher um die Fahrdynamik an sich bzw., dass das Auto fast zu gut liegt um wirklich "Spaß" zuzulassen.
Wenn man sich die drei verschiedenen AWD-Fahrmodi anschaut:
- Normal (40% vorne | 60% hinten)
- Track (50% vorne | 50% hinten)
- Sport (30% vorne | 70% hinten)
vermute ich, dass viele Leute zu Anfang (inklusive mir), davon ausgegangen sind, im Sport Modus einen gewissen Grad an "Power Oversteer" zu erleben. Gefühlt ist das aber vor allem im Trockenen nicht möglich.
Letzte Woche konnte ich dann endlich rausfinden, wie sich das Auto auf einer Grand Prix Strecke - Spa Francorchamps - anfühlt!
Der GR Yaris in Spa
Mit den Worten des anderen GR-Fahrers im Hinterkopf, fuhr ich nach Spa und wusste einfach nicht, was mich erwarten wird. Zunächst ging es im Track-Mode (50/50) auf die Strecke.
Das Auto ist noch im kompletten Serienzustand mit den Standard Michelin Pilot Sport 4S. Nach den ersten Aufwärmrunden, die ich mit einem Kaltdruck von 2.0bar gestartet bin, habe ich einen kurzen Stop in der Boxengasse eingelegt, um den Druck auf ca. 2.3bar abzusenken.
Der Yaris hat sich die ganze Zeit absolut genial angefühlt. Ich kann allerdings verstehen, woher die latente Enttäischung kommen könnte. Im Vergleich zu meinem MINI, der am Kurveneingang grundsätzlich zum Übersteuern neigt, schiebt der Yaris in den meisten Fahrsituationen sehr neutral über alle 4 Räder.
In Spa mit schnellen Kurven wie Eau Rouge, Pouhon oder Blanchimont, ist das neutrale Fahrverhalten für den Spaßfaktor defintiv nicht nachteilig und hilft schnell Vertrauen aufzubauen.
Nach ein paar Runden ist die 3.00min Marke gefallen. Da aber wahrscheinlich viele von euch sowieso nur für das Video hier sind, möchte ich euch natürlich nicht zu lange warten lassen. Weiter unten beschreibe ich nochmals kurz meine Eindrücke zu den verschiedenen Fahrzeugkomponenten und deren Trackday-Performance.
Das Klacken kommt vom Kindersitz meines Sohnes der noch montiert war.
Alles in allem ist der Yaris wirklich GRoßartig. Während das Auto für meinen Geschmack ein klein wenig zu zurückhaltend auf der Straße daherkommt, merkt man einfach, dass Toyota hier die Aufmerksamkeit auf die wirklich wichtigen Punkte gelegt hat. Weitere unten gehen ich nochmals kurz auf Bremsen, etc. ein!
- Falk
Extra: Ist der GR wirklich bereit für Trackdays?
Bremsen
Spa ist keine leichte Aufgabe für die Bremsen. Mit einigen harten Bremszonen z.B. vor "Les Combes" nach der langen "Kemmel Straight", bergab vor "Brussels", oder die wirklich brutale Bremszone vor "Bus Stop" am Ende der Runde. Aber selbst nach 20-30min Stints, wirkte die Bremse komplett unbeeindruckt und funktionierte einfach perfekt.
Ein kleines "Manko" gibt es allerdings: Die Serienbeläge scheinen nach 3 Runden Nordschleife und ca. 20 Runden Spa nun fast am Ende zu sein. Passende Beläge und Stahlflexleitungen sind hier bestimmt eine sehr gute Investition!
Reifen
Die 225/45 R18 Michelin Pilot Sport 4S haben in meine Augen wirklich sehr gut funktioniert. Klar ist es kein reinrassiger Semislick, aber ein paar Runden auf der Rennstrecke beeindrucken die Reifen definitiv nicht. Nachdem ich mit 2,0bar kalt gestartet bin, habe ich probiert, den Warmdruck bei ca. 2,3bar zu halten - was sich auch grundsäzlich echt gut angefühlt hat! Ein super all-round Reifen (Wenn es so etwas überhaupt gibt!).
Obwohl mich jedes Parkmanöver mit den Serienfelgen stresst (Die Preise sind leider echt übertrieben), finde ich Sie einfach zu cool, um sie nicht zu fahren - aber mal schauen, ob es hier vielleicht in Zukunft doch noch eine Änderung gibt!
Fahrwerk
Das Fahrwerk hat sich die ganze Zeit über gut angefühlt. Natürlich fehlt hier für häufigeren Trackeinsatz auch etwas Sturz. Wenn ich mir das Ablaufbild der Pilot Sport 4S anschaue, wird es wahrscheinlich nicht möglich sein, Semi-Slicks mit dem Serienfahrwerk zu fahren. Zusätzlich würde es dem Auto meiner Meinung nach sehr gut tun, ein etwas agileres Heck zu bekommen - speziell am Kurveneingang.
Sitzposition
Die Sitzpostion ist für mich momentan der einzig wirkliche Kritikpunkt an dem Toyota GR Yaris. Ich bin mir ehrlich gesagt auch nicht ganz sicher, was Toyota sich dabei gedacht hat.Nicht nur sitzt man viel zu hoch, auch der Rückspiegel nimmt durch die wirklich komische Sitzposition einen wirklich großen Teil des Sichtfeldes ein. Bisher habe ich noch keine gut passende Position gefunden. Am wichtigsten wäre es, irgendwie tiefer zu kommen.
Meiner Meinung nach hat es Toyota mit dem GR Yaris wirklich geschafft, ein Fahrzeug für den Trackdayeinsatz zu bauen. Ich denke, dass das Auto keinerlei Modifikationen braucht, wenn man nur gelegentlich auf der Rennstrecke unterwegs ist. Vor allem die Bremsen haben mich beeindruckt!
Einzug die Sitzposition müsste in Zukunft verändert werden. Bei häufigem Einsatz auf Trackdays wäre ein Fahrwerk mit der passenden Abstimmung sicherlich ein weiteres nützliches Investment, um das Auto in ein richtiges Trackday-Biest zu verwandeln!